+++ Gesamtschau 2010 – 2017 +++

Irgendwer hat mal gesagt: „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren“ und auch wenn die Mehrzahl Derer, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, kaum oder gar nicht (mehr) für sich selbst kämpfen können, bleibt es dennoch ein Mut machender Moment für alle Diejenigen, die sich im Kampf um die Unterbringung von Obdachlosen tagtäglich engagieren – wie auch aktuell und dieser Tage so geschehen.

So demonstrierten erst neulich die Mitarbeiter der Hamburger Obdachlosenhilfen im Rahmen eines Aktionsbündnisses gegen die Hamburger Wohnungsnot für eine bessere Wohnungspolitik des Hamburger Senats. Das Bündnis forderte unter anderem mehr preiswerte Wohnungen für benachteiligte Menschen und mehr akzeptable Unterkünfte für die vorübergehende Unterbringung obdachloser Menschen und siehe da, nach Protest und Klage tut sich endlich etwas. Die Stadt bringt 245 Obdachlose in Wohnungen unter. Eine feine Sache, obschon Frage nahe liegt, was aus den übrigen Nutzern des Hamburger Winternotprogramms wurde. Das grundlegende Dilemma im Umgang mit osteuropäischen Gastarbeitern scheint damit nicht gelöst zu sein.

Stadt berühmt sich

Der Sozialbehörde zu Folge konnten insgesamt 245 Obdachlose aus dem Winternotprogramm in eine Folgeunterkunft vermittelt werden. 162 Obdachlose wurden direkt aus den beiden städtischen Standorten in reguläre Wohnunterkünfte vermittelt. Weitere 83 Obdachlose werden zunächst im Pik As untergebracht und ziehen in eine Wohnunterkunft um, sobald dort ein Platz frei ist. Insgesamt konnten damit 245 Obdachlose erfolgreich beraten werden, das Leben auf der Straße hinter sich zu lassen.

Was aus den übrigen rund 600 Personen wurde, verschweigt die Stadt. Zahlen dazu lägen „aktuell noch nicht vor“ und seien frühestens für Mitte April zu erwarten, dann wenn die Ergebnisse aller Beratungsgespräche „ausgewertet“ seien – so Marcel Schweitzer, Sprecher der Sozialbehörde auf Nachfrage hin.

Frage war: Ob die übrigen zirka 600 Personen aus dem Hamburger Winternotprogramm alles Menschen ohne Leistungsanspruch seien und ob es Zahlen darüber gäbe, wie viele der verbleibenden rund 600 Personen keinen Leistungs- und Unterbringungsanspruch hatten und für eine Vermittlung in Wohnunterkünfte ausschieden. Antwort der Pressestelle: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen uns die kompletten Zahlen nicht vor“ und vertröstet mich auf Mitte April.

Wohnungssuche bleibt schwierig

Wie schwierig es ist, in Hamburg eine Wohnung zu finden habe ich 2010 selbst erlebt. Ich selbst bin all diese Wege schon gegangen und scheiterte schon damals an der Ignoranz derer, die eigentlich eingesetzt waren das Elend zu beenden – die Leute unterzubringen – bedingungslos – wenn möglich – aber das bleibt selbst heute noch ein Traum – denn bedingungslos passiert in Hamburg gar nichts.

So versuchte ich meinen Freund Klaus letzten Winter bedingungslos in einem privat voll finanzierten Wohncontainer unterzubringen und musste feststellen, dass private Bürgerinitiativen dieser Couleur nicht wirklich gern gesehen sind. Vielleicht auch weil sie das Geschäft einer gewissen Armutsindustrie zerstören, denn auch mit der Unterbringung von Obdachlosen in Zimmern oder Wohncontainern wird (für gewöhnlich) auch Geld verdient.

Das wollten wir für unseren Fall (Klaus) ändern und versuchten einen Hamburger Obdachlosen ausnahmsweise unabhängig und autark vom staatlich geförderten (Zwangs)-System unterbringen. Was ich dabei erlebte und wie es überhaupt dazu kam, dass ich Klaus helfen wollte, zeigt der nun folgende Bericht.

Gesamtschau 2010 – 2017

Meine erste Begegnung mit Klaus werde ich nie vergessen. Ich stand auf der Rolltreppe und jemand hinter mir fragte: „Haben wir die selben Wege?“ Ich drehte mich um und sah den Mann an. Mit der Frage meinte er natürlich nicht, ob wir tatsächlich den gleichen Weg hatten. Sondern, ob wir dasselbe Schicksal teilen. Denn: Wir waren beide obdachlos.

Klaus’ einfühlsame und weise Art hat mich sofort beeindruckt. Wir haben uns viel über unser Leben ausgetauscht und es entstand eine Art Straßen-Freundschaft. Er war mein Leidensgenosse und Weggefährte.

Damals – 2010 – war ich selbst noch betroffen und lebte wie Klaus auf der Straße. Keine leichte Aufgabe in Hamburg eine Wohnung zu finden. Ich lief von Wohnungsbesichtigung zu Wohnungsbesichtigung. Ohne Erfolg. Ich wurde mit Sätzen wie “Wir rufen Sie an, wenn es für Sie geklappt hat” vertröstet. Doch dieser Anruf kam nie und so lebte ich auf der Straße – wie viele Andere auch.

Viele Stellen sind bemüht zu helfen, doch wenn es konkret wird, finden sie viele Gründe, warum sie doch nicht helfen können. Meist bleiben dann nur die Notunterkünfte der Stadt und dort lebt man auf sehr engen Raum mit fremden Menschen zusammen und die Furcht vor Übergriffen ist groß. Es gibt Schlägereien und auch Sachen werden geklaut.

Das war nichts für mich und so suchte ich mir eine „Platte“ – also ein Schlafplatz im Freien, wie wir Obdachlosen das nennen. Erst schlief ich im Schanzenviertel, doch dann kamen die Maikrawalle und ich wurde vertrieben, musste mir was Neues suchen. Ich bekam dann einen Tipp, es im Hafen zu versuchen und fand dann diese Sitzbank, die lange Zeit mein Zuhause wurde.

Mit dem Fahrrad Richtung Süden

Hier weiterlesenhttps://www.myheimat.de/hamburg/politik/hoere-niemals-auf-zu-kaempfen-gesamtschau-2010-2017-d2808763.html

Und hier: https://www.facebook.com/notes/max-bryan/h%C3%B6re-niemals-auf-zu-k%C3%A4mpfen-gesamtschau-2010-2017/1580878881930021/

 

Veröffentlicht am Mai 1, 2017 in Blog und mit , , , , , , getaggt. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Hinterlasse einen Kommentar.

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