Einsam verstorbene werden künftig nicht mehr so leicht vergessen sein. Neue Gedenksteine auf dem Öjendorder Friedhof erinnern an Verstorbene ohne Angehörige. (Foto: Max Bryan)
Hamburg. Der Obdachlose Andre Heinz Martinßen starb im Februar vergangenen Jahres in einem Zelt unter der Hamburger Kennedybrücke. Weil er keine Angehörigen hatte, wurde der 49-Jährige von Amts wegen auf dem Öjendorfer Friedhof bestattet – in einem Reihengrab – ohne Name – ohne Datum. Nun – und 18 Monate später – gibt es eine Gedenkstätte – nicht für Andy, aber für alle, die einsam sterben und niemanden mehr haben, der sich um ihr Grab kümmert.
– Nachbericht –
„Menschen ohne Angehörige, die in Hamburg sterben, werden künftig nicht mehr so leicht dem Vergessen anheimfallen“, schrieb die dpa am 20. November anlässlich der Einweihung des neuen Grabfeldes für Verstorbene ohne Angehörige auf dem Öjendorfer Friedhof.
https://archive.is/20151119175925/http://www.abendblatt.de/hamburg/hamburg-mitte/billstedt/article206694487/Gedenksteine-erinnern-an-gestorbene-Obdachlose-in-Hamburg.html
Gedenken an verstorbene Obdachlose
http://www.bing.com/search?q=%22hamburg+bestattet+nicht+mehr+namenlos%22&qs=n&form=QBLH&pq=%22hamburg+bestattet+nicht+mehr+namenlos%22&sc=0-0&sp=-1
Unter der Leitung der Parlamentspräsidentin Carola Veit (SPD) sowie der Grünen-Politikerin Katharina Fegebank formierte sich 2012 eine Arbeitsgruppe zur Umgestaltung der Gräber für Verstorbene ohne Angehörige. Dies ist – in Teilen – auch gelungen. Demnach werden Verstorbene ohne Angehörige, die ohne Begleitung von Freunden und Bekannten im Feld 317 des Öjendorfer Friedhofs beigesetzt werden, künftig auch namentlich erfasst. Auf hellen, hausförmigen Steinen, mit jeweils einer Gedenktafel darauf, sind die Namen der auf den angrenzenden Rasenflächen beigesetzten Toten zu lesen.
«Es wird immer wichtiger, allen Verstorbenen ein würdiges Andenken bewahren zu können, gerade in Zeiten, wo immer mehr Menschen einsam sterben», sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) während ihrer Eröffnungsrede und Pastorin Sabine Erler fügt hinzu: „“In unserem Umgang mit Tod und Bestattung entscheidet sich das Leben“.
Schon seit Jahren ist die Stadt bemüht, die Gräber der Verstorbenen ohne Angehörige „aufzuwerten“. Schon 2007 entstand eine neue Gedenkstätte aus zehn Findlingen, eingebettet in die Grabfelder 318 und 319 des Öjendorfer Friedhofs. Die Steine sind mit „Vater“, „Mutter“, „Tochter“ „Sohn“, „Freund“ oder „Freundin“ beschriftet.
Das aktuelle Projekt sieht nunmehr vor auch die Namen der Verstorbenen im Einzelnen sichtbar zu machen. Diese Gedenksteine sind deutschlandweit „einzigartig“, erklärte Unternehmenssprecher Lutz Rehkopf im Interview nach Ende der Veranstaltung.
Einziger Wermutstropfen: Die Neuregelung gilt vorerst nur für Bestattungen im Grabfeld 317. Verstorbene ohne Angehörige, die anderen Orts und fern der neuen Gedenkstätte bestattet werden, erhalten nach wie vor nur eine Nummer mit aufs Grab.
Mehr dazu morgen – im ausführlichen Bericht.
Fotos: Max Bryan & Raphael Merkle
„Hamburg bestattet nicht mehr namenlos“ – titeteln Medien Ende November bundesweit. Das Hamburger Projekt ist einzigartig und auch vorbildhaft für andere Städte in Deutschland.
Obdachlos zu Lebzeiten, namenlos im Tode – In Hamburg ist es damit vorbei. Auch wer arm und einsam stirbt, wird beim Namen genannt. (Foto: Max Bryan)
Friedhofsleitung, Bürgerschaft und Gäste …
Auftakt zur Einweihungsveranstaltung. Trompeter Gero Weiland spielt „Ave Maria“.
Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) sprach das Grußwort zum Thema „Erinnerung sichtbar machen“ (Foto: Max Bryan)
Anschließend gab es eine Andacht mit Sabine Erler, Pastorin für Trauerkultur in der Propstei Wandsbek-Billetal, begleitet von Trompeter Gero Weiland.
Und auch ich war eingeladen eine Rede zu halten 🙂
„Max Bryan, Blogger und Bürgerreporter, erinnert an seinen obdachlosen Freund Andre Heinz Martinßen“, hieß es in der Pressemitteilung der Hamburger Friedhöfe AöR zum 19. November. (Foto: Raphael Merkle)
Anlass war die Umgestaltung der Anlage für Bestattungen von Amts wegen für Beisetzungen von Verstorbenen ohne Angehörige auf dem Öjendorfer Friedhof. (Foto: Raphael Merkle)
Was passiert mit Menschen, die sterben und niemanden mehr haben, der sich um ihr Grab kümmert? Wo und wie werden Menschen bestattet, die kein Geld haben für ein reguläres Grab? Antworten hier …
Wenn Menschen in Hamburg ohne Angehörige versterben, kümmert sich die Stadt Hamburg um ihre Beisetzung auf dem Öjendorfer Friedhof. Sie kommt bei mittellosen Verstorbenen auch für die Kosten auf.
„Ich Danke Herrn Rehkopf – für seine Tapferkeit im Umgang mit meinen nicht immer unkritischen Fragen …“ (Rede vom 19. November … Abschrift demnächst …)
Gab sogar Applaus …
Anschließend gab es die Möglichkeit, eine Blume an einem Grabstein niederzulegen.
Im Oktober 2012 bildete sich ein Gesprächskreis, unter anderem mit Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit und der damaligen Vorsitzenden des Ausschusses für Soziales, Arbeit und Integration, Katharina Fegebank, der gemeinsam die Idee entwickelte, das Grabfeld künftig anders zu gestalten. Es sollten, anders als zuvor, die Namen derjenigen Menschen lesbar gemacht werden, die ohne Angehörige verstorben sind und von Amts wegen beigesetzt werden.
Lutz Rehkopf – Sprecher der Hamburger Friedhöfe AöR auf dem Weg zur Einweihung der neuen Gedenkstätte.
Es regnet …
„Bitte folgen Sie mir“ …
Heute sind auf den Gedenksteinen die Namen der Verstorbenen mit Lebensdaten zu lesen. Zusätzlich wurde das Grabfeld durch Wege, zentrale Grabbeete und Gedenksteine gestalterisch aufgewertet.
Hamburger Wetter 🙂
Darf ich um ein Interview bitten?
War sehr nett die Frau Veit …
Carola Veit (SPD) im Max Bryan-Interview am 19.11.2015. Danke ans Lokalfernsehen …
«Es wird immer wichtiger, allen Verstorbenen ein würdiges Andenken bewahren zu können, gerade in Zeiten, wo immer mehr Menschen einsam sterben» (Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD)
Unternehmenssprecher Lutz Rehkopf im Interview am 19.11. Uns zwei verbindet eine ganz besondere Geschichte …
Und Respekt für den Mut sich auch den kritischen Fragen zu stellen …
Und die gute Nachricht ist: Lutz Rehkopf ist sehr bemüht und will sich auch noch für die anderen Gräber mit einsetzen. (Fortsetzung folgt …)
Und die gute Nachricht ist: Lutz Rehkopf ist sehr bemüht und will sich auch noch für die anderen Gräber mit einsetzen. (Fortsetzung folgt …)
dpa-Interview vom 19.11.
Hab die GANZE Geschichte erzählt … (Einzelheiten demnächst …)
Auch anderen Orts wurde dieser Tage der einsam Verstorbenen gedacht. So trafen sich zahlreiche Hinz & Künztler am Totensonntag unterm gemeinsamen Gedenkbaum für alle verstorbene Verkäufer der Straßenzeitung „Hinz & Kunzt“.
Ich bin happy, die neuen Gedenksteine ist sehr schön. Aber sie sind nur eine Etappe auf dem Weg zur Vollendung. Mehr dazu im ausführlichen Bericht noch diese Woche …
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